01.03.2014 – 04.05.2014

Eröffnung Freitag 28.02.

Katja Davar
How The Mind Makes Forever

In ihren Zeichnungen, Projektionen und Animationen fügt die Künstlerin inhaltliche und formale Motive aus den unterschiedlichsten Kontexten und Epochen zu hochkomplexen, poetischen Werken zusammen: Persische Keilschriftzeichen treffen auf üppig geschwungene kalligraphische Elemente, übergroße Schmetterlinge auf Albrecht Dürers Zeichnungen zur Proportionslehre, technische Schaltpläne auf asiatische Drachenwesen und statistische Diagramme auf verlassene Landschaftsprospekte.
Die oft utopisch anmutenden Tableaus führen dem Betrachter die Vielfalt und die Referenzpunkte der Gegenwart vor Augen, die den Wunsch nach einer einfachen Kategorisierbarkeit unserer Welt ad absurdum führen.

Den Auftakt der Ausstellung „How The Mind Makes Forever“ bildet eine raumgreifende Projektion vertikaler Balken, die den Besucher in einen künstlichen Wald hineinzuziehen scheinen. Schwerpunkt der Backnanger Schau ist ein neuer, umfangreicher Werkkomplex, der sich mit der Entwicklung und Bedeutung von Schrift und Schriftzeichen sowie der dadurch dokumentierten Entstehung der modernen Bürokratie auseinandersetzt.
Im Zentrum dieser vorwiegend aus Zeichnungen und Animationen bestehenden Werkgruppe steht die Auseinandersetzung mit historischen Schriften und Zeichensystemen, insbesondere der aus Mesopotamien stammenden Piktogramme und Keilschriften.
Ausgehend von der Zeichenhaftigkeit der ab dem vierten vorchristlichen Jahrtausend in Ton gedrückten Bildzeichen, erforscht die Künstlerin die Fähigkeit, mittels einer lediglich aus einigen hundert Schriftzeichen bestehenden Schriftsprache auch komplexe Inhalte transportieren zu können.
Ein weiteres Thema ist die formale Ähnlichkeit der Keilschriftzeichen zu den digitalen Schriftzeichen heutiger Computersprachen. Über diese rein formalen Übereinstimmungen hinaus, ist es aber auch die historische Bedeutung dieser Schriftform, die die Künstlerin fasziniert. Stehen diese Schriften doch als Verwaltungssprache im unmittelbaren Zusammenhang mit der Entwicklung der ersten gesellschaftlichen Ökonomien und einem damit verbundenen Kommunikations- und Dokumentationsbedarf. Entstanden sind sie als Verwaltungs- oder Kanzleischriften, um beispielsweise Handelsaktivitäten oder die Bringschuld von Sklaven und Söldnern zu dokumentieren.
Eng mit der Entwicklung der Schrift verbunden ist auch die Herausbildung eines modernen Geld- und Schuldensystems. Die geritzten Tontäfelchen fanden als Schuldscheine ihren Einsatz, waren aber zumeist nur für eine beschränkte Dauer gültig: Zur Stützung der Wirtschaft, aber auch zur Festigung der eigenen Macht, haben die Persischen Könige bei Amtsantritt alte Schulden erlassen. In Zeiten der Eurokrise und der Schuldenschnitte eine hochaktuelle Fragestellung.
Speziell für den Gotischen Chor der Galerie hat die Künstlerin eine eindrucksvolle Rauminstallation zu dieser Thematik entwickelt.
Samstag, 15.03.14, 10 – 13 Uhr „Stempelzeit“
Kunstaktion für Kinder von 8–12 Jahren mit Barbara Kastin

Anmeldung und nähere Informationen unter 07191/ 34 07 00
(vormittags oder AB)