Ab dem 25. Februar 2017 zeigt die Galerie der Stadt Backnang jüngste Arbeiten des in Berlin lebenden Malers und Bühnenbildners Henrik Schrat (*1968 in Greiz, Thüringen). Dabei ist der gewählte Künstlername programmatisch für seine Arbeitsweise: Einem Naturgeist und Grenzgänger gleichend, der Märchen-, Mythen- oder Science-Fiktion-Welt entsprungen, versucht Schrat stets, die Komplexität der Realität intelligent auszuloten und spielerisch umzusetzen.
Mit Scherenschnitten, Tuschezeichnungen und etwa 80 Bildrollen aus schillernden, farblich changierenden Stoffen bewaffnet, entführt Schrat mit dieser Ausstellung in eine weltraumartige Landschaft – fern jeder zeitlichen und räumlichen Vorstellung. Inhaltlich eng mit einander verknüpft, beleuchten die Arbeiten schlaglichtartig Situationen, die sich auf dem fiktiven Planeten Tonder zugetragen haben: Großäugige, an niedliche Tiere erinnernde Geschöpfe, die – ebenso wie manch gepunktete, heimelige Wohfühlatmosphäre verkörpernde Stoffrollen – sofort ins Herz geschlossen werden müssen, bekommen hierin Besuch von vierarmigen Raupen. Einer Kolonialgeschichte gleichend bringt diese Begegnung Veränderungen für Tonder mit sich. Eine zentrale Rolle spielen dabei Orangerien, deren Früchte stets mit Luxus, Lust, Genuss und Macht in Verbindung gebracht wurden.
Schrat gelingt es mit ernster Heiterkeit, eine Welt in der Welt, eine Geschichte in, hinter und um eine Geschichte zu kreieren. Als klassische Gesellschaftsparabel verknüpft er darin Kunst mit Politisch-Philosophischem und setzt gezielt auf ein Flirren zwischen Verheißung und Wahrheit, Vorder- und Abgrund, Ferne und Nähe, Realität und Fiktion – kurz: auf eine wahre Orangerie bei Nacht.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.